Madeira ist eine ausgesprochene Wanderinsel, eine ihrer berühmtesten Fans war die österreichische Kaiserin Sissi, die sich hier im wahrsten Sinne des Wortes gesund gewandert hat.
Die Vulkaninsel, die sich aus dem Meer erstreckt, wartet mit schroffen, spektakulären Landschaften, Gebirgszügen, Hochebenen, Tälern, Lorbeerwäldern, die es zu erkunden gilt. Berg- und Levada-Wanderungen eröffnen die Schönheiten der Insel in allen Facetten, ob als geführte Touren oder auf eigene Faust. Das offizielle Wandernetz mit seiner ausführlichen Beschilderung macht eine leichte Orientierung möglich.
Levada-Wanderungen auf Madeira
Als „Levadas“ werden auf Madeira die künstlich angelegten Kanäle bezeichnet, die zur Bewässerung der Felder rund um die Insel dienen. Die ersten Levadas wurden bereits von den frühen Siedlern im 15. Jahrhundert im Süden der Insel angelegt. Heute zeigt sich das intelligente Bewässerungssystem mit über 200 Wasserkanälen, die sich auf bis zu 3.000 km über die Insel ziehen. Eine Levada-Wanderung bedeutet, entlang der Wasserkanäle zu laufen und somit sein Ziel zu erreichen. Diese Wanderungen eignen sich für Jung und Alt, auch muss man kein passionierter Wanderer oder ein Kletterprofi sein, um an einer solchen Tour teilzunehmen. Die Schwierigkeitsgrade reichen von leicht über mittel bis anspruchsvoll. Auch auf eigene Faust lassen sich die Levada-Wege gut bewältigen.
Das Wanderwegenetz auf Madeira
Die Insel besitzt ein offizielles Wanderwegenetz, das mit den Bezeichnungen PR1 bis PR 20 beschildert ist. Viele der Routen, die als Streckenwanderungen angelegt sind, finden sich auch in den internationalen Wanderführungen. Vom Startpunkt aus kann man anhand der Infotafeln den gesamten Streckenverlauf gut übersehen. Auch die Wege sind mit Holztafeln versehen, auf denen sich die Wegenummer, z.B. P2, und der Streckenname befindet. Ein Verlaufen ist demnach so gut wie ausgeschlossen, wenn man den Pfad nicht verlässt. Alle Wanderwege sind perfekt gewartet und werden, wenn nicht passierbar, gesperrt.
Landschaftliche Wanderhighlights auf Madeira
Hochgebirge, Hochplateaus, tiefe Täler, Wasserfälle aus den Felswänden, interessante Dörfer und raue Küsten – Die Wanderinsel Madeira lässt sich nicht in wenige Sätze fassen, daher sollen an dieser Stelle die Highlights für Wanderfreunde, Entdecker, Kletterer und Canyoning-Anhänger aufgezeigt werden.
Madeiras Hochgebirge
Im Zentrum der Insel ist das Hochgebirge mit den Bergen Pico Ruivo, Pico do Arieiro, Pico Torres und Pico Grande ein gefragtes Ziel für anspruchsvolle Berg- und Trekkingtouren. Das zerklüftete Lavagestein bildet hier raffinierte und bizarre Felsformationen.
Als größter Berg der Insel zeigt sich der Pico Ruivo mit einer Höhe von 1.862 Metern, der gleichzeitig der dritthöchste Berg Portugals ist. Er wird dem Landkreis Santana zugeordnet. Vogelfreunde können hier eine Reihe von einheimischen und exotischen Vögeln beobachten, darunter den Madeira-Sturmvogel, den Madeira-Buchfinken, das Madeira-Goldhähnchen, Rothuhn und Bluthänfling.
Mit einer Höhe von 1.851 Metern ist der Pico das Torres der zweithöchste Berg der Insel. Da er zwischen dem Pico Ruivo und dem Pico do Arieiro liegt, ist er über den Wanderpfad Pico Ariero-Pico Ruivo erreichbar.
Als dritthöchster Berg im Bunde präsentiert sich der Pico de Arieiro, der von Funchal aus erklommen werden kann und der sogar mit dem Auto zu erreichen ist. Wer auf den höchsten Bergen der Insel angekommen ist, genießt fantastische Ausblicke. Im Winter sind die Gipfel leicht von Schnee gezuckert, was einen starken Kontrast zur sonnigen Küste bildet.
Wer nicht so hoch hinaus will, ist mit kleineren Bergen wie Penha de Aguia (590 m), Pico Vermelho (418 m), Pico de Facho (322 m) oder Morro du Furado (160 m) bestens bedient.
Hochmoor/Hochplateau Paul da Serra und Laurisilva
Im westlichen Inselteil wartet in ca. 1.500 m Höhe das zentrale Plateau der Insel, Paul da Serra, das eine natürliche Trennlinie zwischen dem Norden und dem Süden der Insel bildet, die von Achada da Cruz bis Encumeada reicht. Nördlich grenzen das tiefeingeschnittene Flusstal Ribeira da Janela und der Lorbeerwald Laurisilva an. Am Ostrand des flachen Plateaus erhebt sich der Gipfel Bica da Cana (1.620 m), am Nordrand thront der Pico Ruivo. Das Gebiet ist weitestgehend unbewohnt, lediglich Viehhüter sind hier anzutreffen. Diese Naturschönheit strahlt vollkommen Ruhe aus.
Auf einer Wanderung zum Hochplateau kann man den einmaligen Laurisilva bewundern. Der Lorbeerwald nimmt etwa 20% der Inselfläche ein und erstreckt sich über eine Fläche von 150 qkm. Der Baumbestand zeigt sich mit Azoren- und Kanarenlorbeer, Kanaren-Stechpalme, Madeira-Holunder, Baumheide. Die Bodenflächen sind mit Moos- und Farnarten bedeckt. Eine Besonderheit sind die Eukalyptus-Wälder, die nicht typisch für die Insel sind, sich jedoch durch Aufforstung entwickelt haben. Das feuchte und neblige Klima, das auch auf dem Hochplateau herrscht, lässt den Lorbeerwald geheimnisvoll tropisch anmuten.
Der Heidewald, der den Übergangsbereich zwischen Lorbeerwald und dem Hochgebirge bezeichnet, weist nahezu alle Arten des Lorbeerwaldes auf, wobei Besenheide, Baumheide und Madeira-Heidelbeere hier überwiegen. Allgemein bleiben die Pflanzen weitaus niedriger als im Lorbeerwald, da die Nähe zu den hohen Gipfeln deutlich mehr Sonne und Wind bedeutet.
In den höheren Gebirgsregionen wachsen bevorzugt und an geschützten Stellen Eibe, Zedern-Wacholder, Madeira-Heidelbeere, Vogelbeerbaum, Madeira-Glockenheide oder die sehr seltene Pflanzen Madeira-Augentrost und Madeira-Veilchen. Vor der Besiedelung des Hochplateaus gab es hier einen großen Bestand an Zedern-Wacholder, der jedoch gerodet wurde. Die Flora beschränkt sich heute auf Adlerfarn, Stechginster und verschiedenen Gräser.
Beste Stationen für eine traumhafte Aussicht auf den Laurisilva sind Fonta da Pedra und Rabacal. Der Weg zum Hochplateau startet meist in Archada da Cruz (nahe Porto Moniz). Von Rabacal aus, führen weitere Levada-Wanderwege zum Risco Wasserfall und zu den 25 Fontes (Wasserfällen), die inmitten eines regenwaldähnlichen Waldes liegen.
Das Nonnental – Curral de Freiras
Das Nonnental oder Curral de Freiras ist ein Ort mit Geschichte, der von Wanderfreunden stark frequentiert wird. Das Dorf befindet sich 20 km von der Hauptstadt entfernt auf etwa 630 m Höhe und wird von den höheren Bergen fast verschluckt. Der Dorfname erinnert an den einstigen Zufluchtsort der Mönche von Funchal vor französischen Seeräubern, die auf Madeira eingefallen waren.
Der Weg ins Nonnental startet auf dem Aussichtspunkt des Gipfels Eira do Serrado in 1.094 m Höhe, von dem sich ein fantastischerer Ausblick auf das von Bergen verschlungene Dorf bietet. Dann wird über eine Strecke von 3,5 km ab- anstatt aufgestiegen.
In Curral de Freijas dreht sich alles um Kastanien, welche die wichtigste Einnahmequelle der Bewohner sind. Sie fertigen aus den Kastanienfrüchten Kuchen, Kastaniensuppe und den einzigartigen Kastanienlikör mit Namen Ginja.
Balcoes
Die sogenannten Balcoes bezeichnen einen Punkt in 870 m Höhe, von dem man wie von einem Balkon auf das Tal der Fajo do Nogueira bis zur Nordküste mit dem Adlerfelsen blicken kann und auch nach oben eröffnet sich der Blick auf das Hochgebirge. Diese Levada-Wanderung beginnt bei Ribeiro Frio, führt durch alte Wälder und eine Felsscharte. Die Balcoes überwältigen jeden, weshalb diese Wanderung unbedingt auf dem Plan stehen sollte.
Wandern auf Madeira, aber richtig – Ausrüstung und weitere Tipps
Damit die traumhaften Wanderungen guten Fußes gelingen, braucht es neben festem, rutschsicherem und atmungsaktivem Schuhwerk auch die richtige Kleidung. Gerade in den Bergen sind Wetterumschwünge keine Seltenheit. Mit Regen, Wind und kühlen Temperaturen ist zu rechnen, weshalb wetterfeste warme Kleidung zumindest im Rucksack dabei sein sollte. Sonnenschutz ist immer ein Thema, selbst bei bewölktem Himmel ist dieser wichtig, denn die Sonne hat ordentlich Kraft. Empfindliche Personen oder solche mit Bluthochdruck- und Kreislaufproblemen sind mit einer Kopfbedeckung auf der sicheren Seite. An Wasser und Proviant sollte es nicht mangeln. Wanderkarten und Routenpläne sind nützliche Begleiter, vorausgesetzt, man kommt damit zurecht und kann sie lesen. Für Personen, die eher selten wandern und es im Urlaub einmal ausprobieren möchten, empfehlen sich kurze Strecken und genügend Zeit. Bei Anbruch der Dunkelheit sollte die Wanderung beendet sein. Wer sich alleine auf den Weg macht, gibt am besten in der Unterkunft Bescheid, wohin er wandert und welcher Zeitrahmen angesetzt ist.