Das Gnu (Connochaetes taurinus) zählt zu den Kuhantilopen. Unterschieden werden zwei Gattungen, die Streifengnus und die Weißschwanzgnus. Streifengnus sind in Ost- wie Südafrika beheimatet. Schätzungsweise existieren über 1,5 Millionen Tiere. Im südafrikanischen Raum sind sie als Wildebeests bekannt.
Dahingegen sind Weißschwanzgnus nur noch sehr selten anzutreffen. Vornehmlich in sehr wenigen Schutzgebieten und einigen Farmen. Charakteristisch für diese Tiere Afrikas sind neben ihrem weißen Schwanz die langen, enorm geschwungenen Hörner.
Ihren Namen haben Streifengnus auf Grund ihrer auffallend dunklen Streifen auf ihren Flanken wie am Hals. Reisende können sie vor allem während einer Safari in offenen Savannen im östlichen und südlichen Afrika antreffen. Weil Streifengnus sehr gesellige Tiere sind, lassen sie sich oftmals in größeren Gruppen mit 20 bis 40 Tieren beobachten. Gelegentlich sind die Herden auch wesentlich größer. Dabei besteht eine Gnu-Herde oft ausschließlich aus Kühen und deren Jungtieren. Die Führung übernimmt ein Leitbulle. Zudem existieren Herden, bestehend aus Junggesellenbullen.
Kennzeichen von afrikanischen Streifengnus und Unterarten des Gnus
Charakteristisch für das Gnus ist ein länglicher, großer Kopf. Das Antlitz ist schwarz behaart. Ebenso finden sich lange schwarze Barthaare und ein starker Körper. Kühe wie auch Bullen tragen Hörner, wobei die von weiblichen Gnus ein wenig kleiner ausfallen. Das dunkelbraune Fell ist kurz und weist zuweilen einen bläulichen Touch auf. Ein männliches Gnu kann eine Schulterhöhe von 1,50 m erzielen. Weibchen sind ein wenig kleiner. Zugeordnet werden Gnus zu den Paarhufern und gehören zur Familie der Hornträger.
Die Hörner sind bei beiden Geschlechtern kurz gehalten. Gnus erreichen eine Gesamtlänge von rund 2,0 Metern. Erwachsene männliche Serengeti-Weißbartgnus sind etwas kleiner. Sie erzielen eine Schulterhöhe von 1,10 m bis 1,20 m. Kühe können durchschnittlich eine etwas kleinere Schulterhöhe als Bullen aufweisen.
Ihr Körpergewicht schwankt zwischen 120 kg und 270 kg. Demzufolge wiegen männliche Gnus der größeren Art rund 250 kg, während die kleinere Art rund 180 kg auf die Waage bringt. Bei den Weibchen verhält es sich analog. Weibliche Streifengnus wiegen durchschnittlich 190 kg bis 215 kg. Dahingegen erzielen weibliche Serengeti-Weißbartgnus ein Körpergewicht zwischen 140 kg bis 180 kg. Das Weißschwanzgnu wiegt im Schnitt 155 kg.
Abhängig von der Gnu-Art unterscheidet sich deren Fell farblich. Während Streifengnus durch ein dunkles, schiefergraues Fell mit Längsstreifen auffallen, lassen sich Serengeti-Weißbartgnus durch ein rotbraunes Fell erkennen.
Verbreitungsgebiet
Gnus leben vorrangig in Süd- und Ost-Afrika. Obwohl das Gnu in Afrika weit verbreitet ist, finden sie sich hauptsächlich in der Serengeti. Hier sind heute etwa 85 Prozent des Bestands auf der gesamten Welt beheimatet.
So verhalten sich afrikanische Gnus
Streifengnus sind Wiederkäuer. Vorzugsweise fressen sie kurze Gräser. Sie lassen sich am besten in den frühen Morgenstunden oder spät nachmittags – wenn es kühler ist – von Urlaubern im Rahmen einer Safari beim Äsen gut beobachten. Wenn es tagsüber sehr warm ist, halten sie sich meist unter Schatten spendenden Bäumen auf. Dank ihres sensiblen Geruchssinns können Gnus Areale aufspüren, in denen erst kürzlich Regen fiel. Selbst über mehrere Kilometer hinweg.
Die Great Migration ist die größte Tierwanderung, an der auch die Gnus beteiligt sind. Da die Great Migration in jedem Jahr einem gleichen Muster folgt, ist sie ein beliebtes Ziel von Safari-Reisenden, die ihren Urlaub in Kenia und Tansania verbringen. Unvergessliche Erlebnisse können auf Fotos oder Videos festgehalten werden. Rund 1,7 Millionen Gnus beteiligen sich an dieser großen Wanderung. Dabei begleiten sie mehr als 250.000 Zebras und unterschiedliche Gazellen. Die gesamte Reise ist rund 800 km lang und nicht ungefährlich für die Tiere.
In trockenen Lebensräumen schließen sich gern Gnus beider Geschlechter und sämtlicher Altersgruppen zusammen. Allerdings bilden Weibchen und Männchen stets getrennte Herden. Besonders macht sich während der Geburt des Nachwuchses bemerkbar. In der Tragzeit gesellen sich tragende Kühe gern zu anderen tragenden Weibchen. Dahingegen zieht es die nichttragenden Weibchen eher zu den Herden von Männchen.
Bemerkenswert sind tagsüber ruhende Gnus. Die an einen Stern erinnernde Anordnung der Tiere ist ein beliebtes Fotomotiv. Rücken an Rücken liegend können so Gnus in verschiedene Richtungen sehen und Feinde schneller ausfindig machen.
In der Nacht legen sie sich gern auf Flächen, in denen kaum Sträucher- und Baumbewuchs vorhanden ist. Hierbei haben sie eine ganz besondere Liegetechnik. So liegen sie in linearen Formationen. Diese weisen eine Breite von etwa zwölf Tieren auf. Zwischen den Gnus befindet sich ein ausreichend großer Abstand, so dass andere Gnus die Anordnung leicht durchqueren können. Mit dieser Strategie verfolgen die Gnus die Möglichkeit einer schnellen Fluchtergreifung im Falle eines Angriffes durch ihre natürlichen Feinde. Ohne sich gegenseitig zu behindern, gelingt so die Flucht. Während ihrer Flucht können die Tiere eine Geschwindigkeit zwischen 70 bis 80 km je Stunde erreichen.
Wie pflanzen sich Gnus fort?
Nach einer Tragzeit von rund neun Monaten bringt das Weibchen ein Junges zur Welt. Dieses säugt sie neun Monate. Mit einem Alter von neun Monaten verlässt das Kalb seine Mutter und schließt sich Jährlingsgruppen an. Manche weiblichen Jährlinge, gelegentlich auch männliche, verbleiben in den Kuhherden. Sie folgen dann weiterhin ihren Müttern. Jene Jungtiere bilden ab einem Alter von zwei Jahren nach dem Geschlecht getrennte Gruppen.
Mit einem Alter von drei Jahren lassen sich weibliche Gnus nahezu nicht mehr von nichttragenden Kühen älteren Jahrgangs unterscheiden. Etwa 80 Prozent von diesen weiblichen Jungtieren des Serengeti-Weißbartgnus werden mit rund 28 Monaten gedeckt.
Jungbullen hingegen schließen sich bereits mit zwei Jahren einem Junggesellenverband an. Ab ihrem dritten Lebensjahr sind sie rein äußerlich aber noch von älteren Bullen unterscheidbar. Denn ihre Hörner sind noch nicht so gut ausgebildet. Auch vom Körperbau sind sie wesentlich schlanker. Aggressionen untereinander lassen sich kaum feststellen.
Bullen verteidigen ihr Revier gegenüber anderen männlichen Gnus mit Drohgebärden wie auch Kämpfen mit ihren Hörnern. Sowie eine Weibchenherde ein solches Revier betritt, kontrolliert das Männchen diese. Es verteidigt sie und paart sich solange, bis diese sein Revier verlassen. Gnus können ein Lebensalter von bis zu 20 Jahren erreichen.
Hat das Gnu natürliche Feinde?
Als Fressfeinde des Gnus gelten Geparde, Hyänen, Krokodile, Leoparden, Löwen sowie afrikanische Wildhunde. Ist das Gnu ausgewachsen, so verfügt es über enorme Kräfte und kann sich gut gegen Angreifer wehren. Somit ist es befähigt, diesen beträchtliche Verletzungen zuzufügen. In den meisten Fällen werden kranke Gnus und Jungtiere von Fressfeinden angefallen. Allgemein flieht das Gnu vor seinen Angreifern. Dabei kann es eine Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern erreichen.
Geier begleiten ziehen Gnu-Herden. Denn für diese sind Gnu-Kadaver eine bedeutende Nahrungsquelle.
Die Beziehung der Gnus zum Menschen
Schon immer ist das Gnu vom Menschen wegen seiner Haut und des Fleisches gejagt worden. Als weiße Siedler ins Land kamen, verringerte sich der Bestand drastisch. Am schlimmsten betroffen waren die Weißschwanz-Gnus. Ausschließlich der Eigeninitiative einiger Farmer war es zu verdanken, dass diese Art überleben konnte.
Im Serengeti-Nationalpark konnte sich der Bestand der Serengeti-Weißbartgnus wieder erholen. Waren es 1970 nur noch 500.000 Tiere, können wir heute mit rund 1,3 Millionen Tiere rechnen. Leider sieht es jedoch nicht im gesamten afrikanischen Raum so gut aus. Der Bestand der Streifengnus nahm von einst (1970) 300.000 Tieren auf 130.000 ab. Vom Weißbartgnu leben heute noch etwa 8000 Tiere.